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Brennnessel-Dinkel-Brot

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Brennnesselbrot aus Dinkelmehl mit Zwiebeln

… frei nach Hildegard von Bingen.

Exkurs

Als ich vor ein paar Jahren angefangen habe meine „wilde“ Umgebung nach guten essbaren Sachen abzugrasen, bin ich natürlich relativ schnell über die Brennnessel gestoßen. Ein tolles Kraut!

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„Wo bekomme ich gute Brennnesseln her?“

Wenn man sie lässt, wuchern sie überall im Land-Garten und man braucht sich über frischen sauberen Nachschub fast keine Sorgen mehr zu machen (funktioniert bestimmt auch auf dem Stadt-Balkon ;)

Ergo, das Problem ist zumindest mit Garten oder Balkon relativ schnell gelöst – und ich möchte nicht wissen was ich die ersten Monate meiner Entdeckungsstreifzüge auf Feld und Wiese alles völlig naiv und unwissend mit nach Hause gebracht habe: Hundepipi, Fuchsbandwürmer, Zecken und Pestizide nicht zu vergessen.  Das nächste Problem stellte sich da als etwas zäher dar ;)

brennessel

„Was mach ich aus der guten Brennnessel?“

Wenn man sich auf Nahrungsuche außerhalb des Supermarktes, oder gar Discounter, macht, wird man ziemlich schnell auf einige Geschmacksrichtungen stossen, die ICH zumindest echt nicht gewohnt war. Bei mir hat aber definitiv die Neugierde gesiegt – und ich bin sehr froh darüber :) Meine erste richtige Erinnerung an bewusstes Erleben von Geschmack geht zurück in meine Grundschulzeit. Sehr beeindruckend für mich damals, als unsere Lehrerin Frau Jaiser, uns bat ein Stück Roggenbrot so lange zu kauen, bis „etwas“ passiert. Wow, es dauerte gar nicht so lange, bis das herbe matschige Brot eine unglaubliche Süße in meinem Mund verbreitete. Stärke hatte sich in Zucker verwandelt :)

Ok, also komische ungewohnte Geschmacksdinger… am Anfang schmeckte alles irgendwie bitter und/oder grasähnlich. Menno, aber die Idee anderes auszuprobieren gefiel mir doch so … also weiter, probieren, aussortieren, genau hin schmecken … recherchieren, auf Eis legen … wieder vorkrammen und nochmal ausprobieren … manchmal mit Erfolg und machmal immer noch ohne. Es dauerte eine Weile, aber dann war bitter nicht mehr einfch bitter und der anfängliche Grasgeschmack entwickelte zahlreiche Nuancen. Bravo, ich hab durchgehalten :)

Wieder zurück zur Brennnessel. Brennnesseln sind gewöhnungsbedürftig. Da muss jeder selber kucken was bei ihn geschmacklich reinpasst. Der Schatz aus Brennnesseln den ich mir bisher persönlich erarbeitet habe, sieht wie folgt aus (in chronologischer Abfolge)

  • Brennnesseltee, logisch … pur mag ich ihn immer noch nicht wirklich, aber ich trickse mich selbst aus mit einem Klecks Honig ;) … ich möchte den einfach nicht mehr missen. Selbst getrocknet oder einfach frisch aufgebrüht.
  • Brennnesselsuppe war ein Fehlschlag: igitigit! Auf Eis gelegt!
    (ein zweiter Versuch mit Brennnessel-Kartoffel-Suppe lief später besser, aber jetzt brauche ich erst mal wieder Abstand ;)
  • Brennnesselgemüse … überhaupt nicht mein Geschmack.
  • Brennnesselsamen Hit! … sehr nützlich (gute Proteinquelle heißt es)
    roh und pur, lecker, eher unauffällig in Geschmak … ich tunke gerne meine Butterstulle kopfüber rein
    geröstet der absolute Hit! Ich habs dann immer fleißig überall drüber gestreut oder rein gemixt: Cracker, Pizzateig, übern Auflauf … lass dir was einfallen ;) … schmeckt ein bisschen nach Nori (dieses Algenzeug was z.B. um Sushis gewickelt wird)
  • Brennnesselsirup … Ja, man kann Sirup aus diesem brennfreudigen Zeugs machen. Achtung Suchtgefahr ;) … seit dem rieche ich Brennnesseln total anders. Mir ist dieser leichte parfümige Geruch vorher nie aufgefallen, aber jetzt habe ich ihn immer in der Nase, wenn ich durch meine kleinen Brennnesselfelder draußen flaniere „haha“.
  • eine Art selbstgemachte Maultaschen mit Brennnessel-Frischkäse-Füllung Hit! … leicht in Brühe gezogen … göttlich!
  • Brennnessel-Dinkel-Brot frei nach Hildegard von Bingen Super-Hit! – da fragt sogar der Mitbewohner öfter wann ich das wieder mache und das will was heißen ;) … wir nennen es mittlerweile liebvoll die „wilde Hilde“.

Ausser der geschmacklichen Reihe, aber auch sehr nützlich:

  • Brennnesselstöcke … die Getrockneten schneide ich im Herbst in kurze Stücke als „Insektenhotel“
  • Brennnesseljauche … gut im Garten und gut gegen Nachbarn ;) (Geruchsreduzierende Tests mit Steinmehl oder ähnlichem stehen noch aus)
  • später Brennnesselauszug … gut gegen „wenn die Untierchen doch mal überhand nehmen“ … noch in der Testphase.

 


Jetzt aber los

Rezept für 1kg Mehl

Brennnesselbrot aus Dinkelmehl mit Zwiebeln

 

Zutaten in der Reihenfolge ihrer Verarbeitung

1 Hefewürfel    2Tl Honig    Wasser

3-4 Hände voll Brennnesseln    3 Zwiebeln

1kg Dinkelmehl [ich mixe oft auch die 1kg Mehl zusammen aus: Dinkel, (Dinkel-)Vollkorn und Weizen ]

3 TL Salz    Wasser    1TL Butter oder gutes Öl


 

  •  Hefewürfel + Honig . mit wenig lauwarmen Wasser ansetzen beiseite stellen
  • Brennnesseln kleinschneiden
    Menge: ausprobieren wie viel dir schmeckt. Ich mache ca. 3 Hände voll kleingeschnittene Brennnesselblätter auf 1kg Mehl
  • Zwiebeln kleinschneiden
    Menge auch hier nach Geschmack. Ich nehme 3 mittlere Zwiebeln auf 1kg Mehl
  • wenn Butter, dann etwas auslassen
  • Jetzt alles in einer ausreichend großen Schüssel mit Salz (nicht vergessen!) und Wasser mischen + kneten. Wasser solange langsam dazu geben, bis ein geschmeidiger Teig entsteht.
  • Teig gehen lassen . schön kuschelig warmen Ort dafür finden … und mind. 15min ruhen lassen. Manchmal dauert aber auch einfach länger.

Finale

Zwei Laibe in der Form deiner Wahl machen, eckig, rund, baguettig oder worauf du gerade stehst … auf dem Blech dann nochmal min. 30 min gehen lassen. Manchmal dauert das aber auch einfach länger.

Bei 240°C im vorgeheizten Backofen backen. Backzeit der Laibform anpassen, also für zwei normale ovale Laibe reichen 20-25 Minuten. Bei kleineren Stücken dementsprechend kürzer. Wenn du einen großen Laib machen möchtest würde ich ihn minimum 35 Minuten drin lassen.

:) Durch die Feuchtigkeit in den Zwiebeln und den Brennnesseln bleibt das Brot übrigens relativ lange frisch, Dinkelbroten wird ja ansonsten nachgesagt, das sie gerne schnell austrocknen.

 

 

 

 

 

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