Letzter Tag der Berlinale und die Filme Nummer 7 und 8, die ich geschaut habe. Anfangen am Freitag mit dem Film The Forbidden Room von Guy Madin (https://www.berlinale.de/de/programm/berlinale_programm/datenblatt.php?film_id=201503086#tab=filmStills). Ein kanadischer Filmemacher, der traditionell sehr skurile Filme mit einer eigenen Ästhetik macht. Es ist – wenn ich mich recht erinnere – der dritte oder vierte Film von ihm, den ich auf der Berlinale gesehen habe. Deswegen auch die Auswahl des Films für mich. Zur Geschichte – die ich gar nicht erzählen werde. Diese läßt sich für mich nicht wirklich erzählen, da ich dieser nicht so recht folgen konnte. Ich merke gerade, dass ich das nicht das erste Mal schreibe. In diesem Fall mag es an der verwendeten Sprache liegen, welche durchaus über ein Englisch, welches in Hollywood Produktionen verwendet wird, hinausgeht. Dies wird von der Wirrheit des gesamten Films noch unterstützt. Ich bitte um Nachsicht. Der Film besaß eine sehr surreale, von Stummfilm / der Ästhetik alter Filmrollen / Collagenartig geprägter Optik. Die Geschichten / Ebenen waren lose miteinander verknüpft. Den gesamten Film begleitete der im großen und ganzen recht debile Humor des Regisseurs. Wie sagte meine Begleitung, man kann sich den heterosexuellen alten Filmemacher dazu sehr gut vorstellen. Das heisst alles und nichts aber erzeugt trotzdem ein nicht gerade sehr schönes Bild vor meinem inneren Auge. Wie auch immer, der Humor machte es irgendwann schwer, sich einzulassen und über die Längen hinwegzusehen. Aber visuell trotzdem extrem speziell, auch wenn mir die Ästhetik aus einer speziellen Art von MTV-Clips, die für MTV selbst geworben hat, bekannt vor kommt. Zwischendrin in dieser Beziehung wirkliche Feuerwerke. Ich bleibe recht kurz, meine Gesamtbewertung ist sehr ambivalent.
Nun zum Verlierer meiner Berlinale. Sprache:Sex (https://www.berlinale.de/de/programm/berlinale_programm/datenblatt.php?film_id=201504145#tab=video25) ist der dokumentarische Film der Filmemacher Saskia Walker und Ralf Hechelmann, die – außer daß sie den Film zusammen gedreht haben – auch im Privaten ein Paar sind. Der Film lief in der Sektion „Perspektive Deutsches Kino“, das Kino war voll, zum großen Teil junge Menschen im Alter von 20-30 Jahren aber auch ein paar alte Säcke wie ich. Der Film bestand aus dem Interview von knapp 10 Männern und Frauen im Alter von 13 – ca. 70. Leider war die Auswahl der Gesprächspartner als Gesamtheit denkbar schlecht. Schlecht in dem Sinne, dass sie extrem begrenzt war. Das merkte ich bereits sehr schnell, da ich aufgrund sehr entfernter privater Kontakte eine ganze Gruppe identifizieren konnte, die aus dem gleichen Stall (Umfeld des Poesiefilm Festivals) kommt – wie die Filmemacher evtl. auch – welche die Sprache des Films für mein Empfinden dominiert haben. Und das ist ein bestimmter Typus von Mensch aus dem Prenzlauer Berg, der dort in seinem bürgerlichen Idyll, seiner Blase lebt. Das stimmt in seiner Gesamtheit, wenn man sich die weiteren Protagonisten anschaut, nicht in gänze aber ich pauschalisiere, damit klar wird, was mich so wütend gemacht hat und weswegen der Film meiner Meinung nach weniger war als eine durchschnittliche Masterarbeit eines Psychologiestudenten. Untersuchter Raum war zugespitzt ein winziger Mikrokosmos aus dem Prenzlauer Berg – alles Szenen außerhalb von Wohnräumen sind erkennbar im Prenzlauer Berg gedreht worden. Dieser hatte ein paar unterhaltsame Momente aber das war es auch. Erhellend oder anregend war er nicht. Und um das Thema Sex ging es auch nicht. Allerhöchstens am Rande. Mehr ging es darum, wie man Beziehungen führt, welche Rolle dabei Sex spielt. Das gewagteste dabei war dabei von „offenen Beziehungen“ zu reden. Der Film kam daher und wollte irgendeine Zustandsbeschreibung sein, bei der die sexuelle Orientierung keine Rolle spielt und dergleichen, also irgendwie universell für einen Kosmos Deutschland oder ggf. Berlin. Auch wenn viele der „normalen“ Zuschauer da artig genickt haben, der Film ist beileibe nicht universell. Er ist provinziell, steckt in seiner eigenen kleinen Welt fest, hat so gut wie nichts anregendes oder erhellendes. Für mich vollkommen überflüssig, ärgerlich und peinlich für ein Festival wie die Berlinale. Damit man mich nicht falsch versteht, das ist keine Kritik an den Protagonisten. Von denen gab es durchaus sympathische. Und manche hatten auch etwas zu sagen. Aber das hat bei weitem nicht für einen Film gereicht. Ab in die Tonne für Restmüll!